Tonne 17

91. – 94. Tag (ca. 40sm): Absegeln

Das müssen wir dann in 2021 noch einmal näher untersuchen

Sardiniens schönste Wasser und Küsten

Wir verlassen die Marina nochmals, bevor es rübergeht an den Winterliegeplatz, der sich ganz in die hinterste Ecke des Hafens an die Mole kuschelt. 

Das Wetter ist bereits recht herbstlich – schönstes Wetter, trockene Luft mit krasser Fernsicht und tollen intensiven Farben wechselt sich binnen einer Stunde ab mit Schauern, sowie schwacher bis mäßiger Mittelwind, darüber fette Böen. Das alles ist das Leeküsten-Ergebnis eines wieder einmal heftig stürmenden Mistrals im westlichen Mittelmeer (wo man sich jetzt auch keinesfalls aufhalten möchte).

Wir liegen in der ersten Nacht vor Anker in der Cala Goloritze, ein traumhafter Gelände-Einschnitt-Strand, um welchen herum die Felswände auf vielleicht 150 Metern Grundlinie beeindruckende 400m Höhe gewinnen. Der vorhergesagte, schräg ablandige Wind mit BF5 plus Böen bis BF8 setzt am Abend zwar ein, jedoch, dank der Felswände, nur in 2-3 Meilen Entfernung von uns, als dunkle bewegte Kante auf dem Wasser erkennbar. Wind und Böen werden am Morgen stärker und stärker, und kommen Minute für Minute näher. Es ist ein unwirkliches Schauspiel: Während wir noch unser spätes Frühstück beenden, und der Windmesser keine 2 Windstärken zeigt, sieht man schließlich maximal 2 Kabellängen entfernt das Wasser von Böen gepeitscht brodeln… es setzt zudem ein massiver, seitlicher Schwell ein, der von diesen Böen herrührt und sich von deren Kante im rechten Winkel entfernt – das habe ich noch nie so erlebt. Wir bereiten flugs die Segel vor und beenden das Frühstück, gehen unter 30% Genua ankerauf – und rauschen Augenblicke später ins Windfeld. Achterlicher Wind zwischen 30 und maximal 39 Knoten lässt uns nur unter einem Fetzen Genua mit fast 10 Knoten Fahrt ablaufen. Eine andere Yacht versucht unter Maschine ihr Glück im Bereich der “Neerwinde” hart unter der Küste, aber wir wollen ja segeln… unsere Söhne werden noch zu Helden, als wir den Gennaker bergen müssen, den wir noch vorgeheißt haben, der aber bei >> 30 Knoten Wind gemächlich beginnt, ganz oben eine “Tüte” auszuformen – saugefährlich. Wieder etwas gelernt: Selbst mit unserem schicken System zum Vorheißen und straffen Einrollen des Gennakers lässt sich das “Tütenbilden” im Sturm nicht verhindern. Das Ding muss fürderhin IMMER weg nach Gebrauch. Was ein Nerv….

Die folgende Nacht in der Bucht vor Arbatax ist ein wenig unruhig, der Morgen danach dafür einer der atemberaubendsten der ganzen Reise. 

Im wieder massiv auffrischenden Wind trainieren wir das Beiliegen, Reffen, Halsen, Ankerauf unter Segeln usw. – was uns eben so einfällt.

Die Nacht südlich von Arbatax, die letzte vor Anker in dieser Saison, ist dank unseres ausgebrachten Heckankers total friedlich. 

Am folgenden Tag noch diverse Manöver und Trimm-Spielereien unter Gennaker, ein Tankstopp in Arbatax, und ab zurück in die neue Heimat von Bellariva. Dort noch ein gutes Anlegemanöver der Familiencrew an dem schwierig zu erreichenden Liegeplatz absolviert, und auf diese Weise einen positiven Abschluss bewerkstelligt. 

Achja: Der Guardia di Finanza wird es in der Nebensaison erkennbar langweilig. Wir wurden binnen 48h (fast) zweimal kontrolliert – das zweite Mal konnten wir mit dem höflichen Hinweis auf die Kontrolle vom Vortag abwenden. Insgesamt waren die Begegnungen aber absolut freundlich und sehr korrekt. Beim ersten Mal war der Rudergänger ein “Fahrschüler” und brauchte etliche Anläufe, um bei viel Wind, unserem schwojenden Katamaran und dem beachtlichen Größenunterschied der Schiffe längsseits zu kommen. Der Chef entschuldigte sich dafür sichtlich peinlich berührt 🙂