Tonne 17

Abwettern & Aufbruch nach Antibes

Negativ getestet, Starkwind vor Anker, Wetterfenster finden und los

4.7. ff /  11. – 12. Tag: Golfo delle Saline

Sonntag legen wir bei sehr leichtem ablandigen Wind durch schlichtes Loswerfen aller Leinen ab, das hatten wir hier auch schon anders. Der alte Kai hat eine tückische Schwelle knapp unter der Wasseroberfläche und ist sehr hoch – gegen den Wind mit Eindampfen in Springs hier abzulegen ist natürlich möglich, aber kein Spaß. Mindestens aus der Perspektive der Fender. 
Anschließend geht es nordwärts, an der Costa Smeralda entlang, wir treffen lauter alte Bekannte -Superyachten, die hier auch schon vor vier Jahren lagen- und in einem Gewirr aus diesen ankernden oder fahrenden Trumms, einer Vielzahl von Seglern und einer unübschaubaren Menge von kleinen Motorbooten (Badeschiffchen mit viel PS), die gemeinsam versuchen, den Verkehr aus dem “Fünften Element” auf dem Wasser nachzustellen, genau in dieses Gewimmel und hoch am Wind probieren wir erstmals unsere neue Fock aus. Funktioniert toll, dennoch ist das Experiment schnell wieder zu Ende: Der Wind schralt, und Zeit zum aufkreuzen haben wir keine, denn es ist vorhergesagt, dass es hier binnen Stunden anfangen wird zu stürmen. 

Nördlich von Porto Cervo eindrehen nach West, hinein ins Maddalena-Archipel. Der Wind dreht wie immer in dieser Inselwelt brav mit, und bleibt uns voll auf der Nase erhalten.

Nach zwei Stunden gegenanmotoren erreichen wir den schönen (was für eine Null-Aussage in dieser Ecke), geräumigen und mit perfektem Ankergrund ausgestatteten Golfo delle Saline. In diesem werden wir neben etlichen anderen Booten auch die nächsten 24h vor Anker abwettern – super geschützt, lediglich der Anker muss die 30 Knoten Wind ertragen, und der Schlaf sollte tief genug sein um das alles zu vergessen. 

Der Tag endet wie üblich nicht wie erwartet: Just als wir die Waschmaschine und den Watermaker wirklich benötigen, beschließt der Stromgenerator nach 10s regelmäßig wieder stehen zu bleiben, und statt Strom zu liefern lieber wiederholt siebenmal zu blinken. Recherche im Handbuch: Druck im externen Kühlwasserkreislauf zu gering. Also: Lasses Kabine geentert, Motorraum öffnen, Stellung Seeventil und Zustand Vorfilter geprüft, dabei gleich noch Sichtprüfung und Ölstand Backbordmaschine – alles OK… googlen fördert Foren-Einträge zutage, denen zufolge der Druckschalter selbst gerne versagt. Kurzer Check: Erreichbarkeit Schalter und Impeller ist easy möglich, dann erstmal rein in die Windnacht und alles weitere am kommenden Tag. 

Montag als erstes den Druckschalter am Generator überbrückt, woraufhin dieser wieder tadellos läuft, und wir Süßwasser und saubere Wäsche haben. Ersatzweise muss man nun etwas häufiger gucken, ob noch Kühlwasser ausgestoßen wird… ein schöner Tag mit viel viel Wind vor Anker. Am Abend der Beschluss, in einem Rutsch die 190sm nach Antibes durchzusegeln, und dafür am kommenden Morgen gegen 7:00 Uhr ankerauf zu gehen, um mit einer aufkommenden östlichen Strömung wenigstens die ersten 7-10 Stunden unter Parasailor zu segeln. Die Dokumente für die Einreise nach Frankreich werden präpariert, ein Mietwagen für die Woche ab dem 9. an der Côte D’Azur reserviert, und Julia schmiedet Ausflugspläne für mindestens 5 stationäre Wochen – Interessenkonflikte sind also in bester Tradition vorprogrammiert 😉
Nachts meint dann noch einer der vielen Rauchmelder, er müsse exakt zweimal behaupten, seine Batterie sei bald alle. In einem Schiff macht einen so ein Piepsen ein wenig nervöser als zu Hause – man lebt in einem recht komplexen technischen System, auf das man auch noch vital angewiesen ist…